Talk is cheap XII - Mai bis Juli 2018

hosted by Friktionen -Beiträge zu Politik und Gegenwartskultur & dept. of volxvergnuegen

 

 

iRRland, Bergmannstr. 8, Mchn.

jeweils um 20 Uhr | Eintritt frei

 

Die wilde Ehe zwischen Pop und Politik scheint sich in den letzten 20 Jahren merklich abgekühlt zu haben. Nichtsdestotrotz ist Pop die relevante künstlerische Äußerungsform im öffentlichen Raum. Worum ging es und geht es den Akteuren? Was kann man aus geschichtlicher, philosophischer oder soziologischer Sicht aus den Äußerungsformen einer Band oder eines Künstlers/einer Künstlerin mitnehmen? Nach einem Einstiegsvortrag durchsetzt mit Soundbeispielen runden hoffentlich lebhafte Diskussionen mit Kaltgetränken die Veranstaltungen ab.

Talk may be cheap – but is necessary to get an idea about the world.

 

 

Die Themen und Termine der 12. Staffel:   

 

So 27.5.18 - 20h 

Die Coverversion –

Eine kulturindustrielle Vermittlungsform für den Mainstream

(Matthias Hofmann)

 

Cover begleiten die popkulturelle Entwicklung schon seit ihrer Geburtsstunde – als Strategie neue Hörerschichten zu erschließen genauso wie als Aneignungsprozess einer jeden neuen Generation von Musikern. Daran hat auch die posthistorische Phase des Pop nichts geändert. Die Veranstaltung wirft einen Blick in die Entwicklung der Coverversion und versucht zeitgleich dem Wirkungsgefüge dieser Zweitverwertung eines Werks auf den Grund zu gehen, das tief in die kulturindustriellen Verwertungsmechanismen eingelassen ist.

 

 

So 24.6.18 - 20h 

Slime –

Linksautonomie als Verfestigung des popkulturellen Genres "Deutschpunk"

(Matthias Hofmann)

 

Kurz vor der konservativen Wende in der alten Bundesrepublik veröffentlicht die Hamburger Band Slime 1981 ihr Debutalbum "Slime I". Es enthält – basierend auf dem frisch aus Großbritannien herüberschwappten Punk – eine sloganhafte Zusammenfassung all jener Positionen, die sich in den linksalternativen Auseinandersetzungen mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit seit 1968 entwickelt hatten. Jenseits von Chartpositionen entstand in Verbund mit den beiden Nachfolgealben hier eine Position, die man durchaus als Nukleus dessen beschreiben könnte, was in den kommenden Jahren als sog. ‚Deutschpunk’ begann ein eigenes Genre zu bilden. Die dezidiert linke politische Positionierung, deutsche Texte und die Orientierung am Prügelpunk a la Exploited und GBH generierte in den Jahren nach Slimes ersten Äußerungen Anfang der 80er Jahre Nachfolger, die ein in vielerlei Hinsicht vergleichbares Feld beackerten. Das "Original" stellt dabei in vielerlei Hinsicht eine überspitzte Positionsbestimmung dessen dar, was sich in dieser Zeit als linkes Autonomieprojekt begriff und versuchte die Definitionsmacht gegenüber dem zu gewinnen, was zu dieser Zeit als Staat, Gerechtigkeit oder Freiheit begriffen wurde.

 

So 29.7.18 - 20h 

Die EAV -

Austropop zwischen Kunst, Klamauk und der Kritik an den Verhältnissen 

(Carolin Wenzel)

 

„...Gestern enterbt mich auch noch meine Mutter und vor der Tür steht der Exekutor- mit einem Wort die Lage ist fatal, da hilft nur eins: Ein Banküberfall!“

Mit Textzeilen wie diesen fraß sich die 1977 gegründete „Erste Allgemeine Verunsicherung“ in die vom Memory-Spiel gut trainierten Gehirne der sich damals meist noch nicht einmal im Teenager-Alter befindenden HörerInnen. Nachdem die Band um die Gründungsmitglieder Eik Breit, Thomas Spitzer, Nino Holm und Andreas Stenmo für die auf das Debütalbum folgende LP „Café Passé“ bereits den deutschen Schallplattenkritikerpreis erhielten, folgte der Durchbruch 1985 mit „Geld oder Leben“, das bis heute Kultstatus hält.

Neben ihrem Ruf als reine Klamaukband mit einer Mischung aus schräger Kostümierung, selbstironischen bis grotesken Settings von Austropop bis Comic-Rock eckte die EAV allerdings immer wieder auch politisch an, was bis zu vereinzelten Zensuren führte. Pünktlich zur „1000 Jahre EAV- Abschiedstournee die Erste“ werden wir uns zusammenfinden und das iRRland in ein Feuchtbiotop verwandeln.